
Pensionskassenwechsel – Worauf Sie achten sollten
Bei einem Pensionskassenwechsel werden diverse Argumente für und gegen einen Wechsel vorgebracht. Die hohe Komplexität der beruflichen Vorsorge und die Gefahr von Falschberatungen machen die Entscheidung noch schwieriger. Die wichtigsten Elemente für die Beurteilung einer Pensionskasse sind die (zukünftigen) Vermögenserträge sowie das Vermögen und der Deckungsgrad.
Die Entscheidung zum Wechsel der Pensionskasse ist selten eine einfache. Immerhin geht es um hohe Geldbeträge und das emotionale Thema der Altersvorsorge Ihrer Mitarbeitenden. Die Pensionskassen vor dem Entscheid richtig zu beurteilen, ist deshalb entscheidend. Die wichtigsten Kriterien haben wir für Sie hier ausführlich zusammengetragen.
Da die Rentenbeziehenden bei einem Pensionskassenwechsel kein Mitbestimmungsrecht haben, konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf die Perspektive der Versicherten.
Vereinfachte, schematische Übersicht der Erfolgsrechnung einer Pensionskasse
Kriterium 1: (Zukünftige) Vermögenserträge
Langfristig profitieren die Versicherten von höheren Vermögenserträgen durch höhere Verzinsung. Kurz- und mittelfristig können die damit verbundenen Risiken jedoch zu einer Minderverzinsung bis zu Sanierungen führen.
Eine Beurteilung der Vermögenserträge muss immer unter einer Risiko-/Rendite-Perspektive erfolgen. Je höher das eingegangene Risiko, umso mehr potenzielle Erträge können erwirtschaftet werden. Aber ein höheres Risiko bedeutet auch mehr Volatilität. Der Vergleich der Performance sollte mindestens 10 Jahre umfassen. In der Praxis wird die Anlagestrategie einer Pensionskasse nur langsam angepasst, da eine fundamentale Anpassung hohe Kosten auslöst.
Als risikoreiche Anlagen werden im Normalfall Aktien, alternative Anlagen (Private Equity, Hedge Funds, Private Debt etc.) und Infrastruktur bezeichnet. Die Risiken dieser Anlageklassen sind nicht genau identisch, aber für eine grobe Einordnung der eingegangenen Risiken bei einem Vergleich in der Regel ausreichend. Die für eine Beurteilung notwendigen Angaben finden Sie in den entsprechenden Geschäftsberichten.
Die APK geht im Vergleich zu schweizerischen Pensionskassen ein durchschnittliches Risiko ein und erzielt auch eine entsprechende Performance.
Zum Vergleich:
Rote Pensionskasse: Vermeiden Sie Kassen, welche für das eingegangene Risiko nur unterdurchschnittlich entschädigt werden.
Grüne Pensionskasse: Es ist die Risikofähigkeit des Arbeitgebers und der Versicherten zu beachten, da die Wahrscheinlichkeit für Sanierungsbeiträge mit höherer Volatilität steigt. Ein hoher Deckungsgrad der Pensionskasse ist in diesem Fall ein Vorteil, da die Pensionskasse die Risiken auf den Vermögensanlagen besser abfedern kann.
Alternativ kann auch ein historischer Vergleich mit einem Benchmark – beispielsweise dem UBS-PK-Index – herangezogen werden. Untenstehend als Beispiel mit den Zahlen der APK. Die APK liegt historisch sehr nahe am UBS-PK-Index.
Kriterium 2: Vermögen und Deckungsgrad
Bei einem hohen Deckungsgrad bestehen mehr Möglichkeiten für höhere Verzinsung und Leistungsverbesserungen. Das Sanierungsrisiko ist ebenfalls geringer. Achten Sie zudem darauf, dass diese Bedingungen nicht bei allen Pensionskassen für alle angeschlossenen Arbeitgeber gelten müssen: Bei einer Sammeleinrichtung ist der Deckungsgrad des eigenen Vorsorgewerks massgebend.
Einfach gesagt ist bei einem höheren Deckungsgrad mehr Kapital vorhanden. Bei einem Deckungsgrad von 120% kann für jeden Franken der Versicherten und Rentenbeziehenden also CHF 1.20 investiert werden. Eine sehr gut finanzierte Pensionskasse hat daher ein höheres Verzinsungspotenzial.
Grundsätzlich ist ein hoher Deckungsgrad ein Vorteil. Bei einem Vergleich zwischen Pensionskassen ist nicht der historische Deckungsgrad relevant, sondern nur der aktuelle Stand. Die Berechnung des Deckungsgrades variiert, weshalb kleinere Deckungsgraddifferenzen nicht relevant sind.
Bei einer Beurteilung des Vermögens- beziehungsweise Deckungsgrads sind zwei Punkte besonders zu beachten:
Partizipation am Deckungsgrad
Bei einer Gemeinschaftseinrichtung wie der APK teilhaben alle Anschlüsse an den vorhandenen Mitteln. Bei einer Sammeleinrichtung kann es sein, dass man nach dem Wechsel wieder bei 100% Deckungsgrad startet und damit ein deutlich höheres Unterdeckungsrisiko hat. Sammeleinrichtungen können zudem sehr komplex sein, vor allem in Bezug auf das Pooling von Risiken – was vielleicht in der Konzeption einfach klingt, kann in der Umsetzung sehr intransparent sein.
Partizipation beim Austritt
Wenn Sie beim Eintritt zusätzliche Mittel einbringen, muss geregelt werden, wie diese verwendet werden sollen und dass Sie diese beim Austritt ebenfalls wieder erhalten.
Weitere Kriterien
Bei Vergleichen werden die folgenden Punkte ebenfalls oft ins Feld geführt. Die meisten Punkte sollte hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile kritisch abgewogen werden. Sehr häufig werden diese Themen allerdings nur stark verkürzt dargestellt. Wenn sich auf der Webseite einer Pensionskasse kein vollständiger Geschäftsbericht mit Revisionsstellentestat sowie Expertenbestätigung und weitere benötigten Informationen nicht finden lassen, ist das kein gutes Zeichen in Bezug auf die Transparenz der Pensionskasse.
Höhe des Umwandlungssatzes
Ein höherer Umwandlungssatz ist von Vorteil für die Versicherten kurz vor der Pensionierung. Es besteht jedoch das Risiko, dass dieser zulasten aller anderen Versicherten (tiefe Verzinsung, Prämien, keine Rentenanpassung) finanziert wird.
Bei allen Pensionskassen ist der Umwandlungssatz dabei durch die gleichen Grössen definiert:
- Lebenserwartung
- Technischer Zins
- Mitversicherte Hinterlassenenleistungen
Dementsprechend gibt es für jede Pensionskasse einen versicherungstechnisch korrekten Umwandlungssatz. Ein darüber hinaus überhöhter Umwandlungssatz muss von der Pensionskasse querfinanziert werden. Im Geschäftsbericht der jeweiligen Pensionskassen finden Sie bei einem überhöhten Umwandlungssatz eine Rückstellung «Pensionierungsverluste».
Teilweise werden auch die jährlichen zusätzlichen Kosten ausgewiesenen, mit denen der Rentenbezug bei Pensionierung unterstützt wird. Bei einem überhöhten Umwandlungssatz werden Mittel von den Versicherten zu den Rentenbeziehenden umverteilt.
Den Umwandlungssatz der APK finden Sie hier.
Verwässerungseffekt
Pensionskassen mit starken Wachstumsambitionen akzeptieren bei Neuanschlüssen einen Verwässerungseffekt des Deckungsgrades. Dieser Effekt kann mehrere Prozente des Deckungsgrads pro Jahr ausmachen.
Der Verwässerungseffekt wird in der Regel nicht publiziert – im besten Fall bestehen entsprechende Verwässerungsschutzklauseln im Anschlussvertrag. Insbesondere beim Anschluss an kleinere Pensionskassen ist dieser Effekt genau zu prüfen.
Interessenkonflikte des Brokers
Die Finanzierung des Brokers kann ungewollt eine wesentliche Rolle bei einem entsprechenden Ausschreibungsprozess der Pensionskasse spielen.
Viele Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen richten wesentliche Summen als jährliche Courtagen aus. Diese kann 10 % bis 15 % der Risikoprämie ausmachen und muss auch von den Versicherten bezahlt werden. Ein transparenter Berater legt offen, wie er entschädigt wird und – sofern die Entschädigung von Courtagen abhängig ist – wie sich diese durch den Wechsel verändern.
Öfffentlich-rechtliche Pensionskassen wie die APK richten keine Courtagen aus. Aus diesem Grund werden öffentlich-rechtliche Pensionskassen sehr häufig gar nicht für eine Offerte angefragt.
Höhe der Risikoprämie
Hier stellt sich die Frage, wie die Pensionskasse die Risikoprämien festlegt. Die APK etwa hat sehr stabile Risikoprämien. Das bedeutet, Prämie und Schaden werden kollektiv betrachtet und nicht individuell angepasst, selbst wenn der Schaden ein Mehrfaches der Risikoprämie ausmacht.
Wenn die Risikoprämie bei einer Pensionskasse individuell anhand vom Schadensverlauf gerechnet wird, sollte geprüft werden, wie lange allfällige tiefere Risikoprämien garantiert sind.
Das Drehtürprinzip führt zudem dazu, dass die Schadensbelastung in den ersten Jahren bei einem Pensionskassenwechsel tiefer liegt. Die APK wendet das Drehtürprinzip nicht an.
Tiefe Verwaltungskosten
Bei den Verwaltungskosten werden teilweise die zusätzlichen Kosten, welche die Versicherten im Rahmen eines Kostenreglements tragen müssen, nicht berücksichtigt. Die Verrechnung der Sicherheitsfondsprämien kann unterschiedlich erfolgen und wird teilweise von der Pensionskasse weiterverrechnet.
Die APK hat all-in-fees. In der Risiko-/Kostenprämie sind dementsprechend alle Kosten enthalten. Es gibt daher auch kein Kostenreglement für die Versicherten. Die administrativen Verwaltungskosten sind bei der APK vergleichsweise sehr tief. Die APK ist non-profit-orientiert.
Der administrative Aufwand pro versicherte oder rentenbeziehende Person bleibt unter 100 Franken, was die APK zu einer der kosteneffizientesten kantonalen Pensionskassen macht.
Grad der Flexibilität
Bei den Vorsorgeplänen haben viele Arbeitgebende spezielle Wünsche, die die Vorsorge individualisieren. Nicht jede Pensionskasse kann alle Planvarianten abbilden. Denn die Kassen müssen diese Pläne langfristig administrativ pflegen und warten.
Zudem gibt es Pensionskasse mit spezifischen Eigenheiten. Wenn solche Eigenschaften als zwingend erachtet werden, schränkt dies die Auswahl für Sie als Arbeitgeber ein. Vielfach gibt es zudem verschiedene Varianten von Vorsorgeplänen, die zu einem vergleichbaren Ergebnis beim Versicherten führen.
Die APK kennt für ihre über 170 Anschlüsse mehr als 70 Vorsorgeplanvarianten. Die APK schreibt Flexibilität also gross.
Tiefer Rentenanteil
Generell kann gesagt werden, dass ein tiefer Rentenanteil von Vorteil ist. Der Rentenanteil ist wesentlich von den angeschlossenen Arbeitgebenden abhängig: Bei Pensionskassen, welche wie die APK schon seit 1908 existieren und stabile angeschlossene Arbeitgeber haben, ist der Rentenanteil in der Regel stabil. Neben dem aktuellen Rentenanteil ist auch die Entwicklung des Rentenanteils für eine zukunftsorientierte Beurteilung wichtig.
Ein tiefer Rentenanteil kann folgende weitere Vorteile haben:
- Bei hoher Risikofähigkeit erlaubt ein tiefer Rentenanteil entsprechend überdurchschnittliche Anlagerisiken
- In Sanierungsfällen sind weniger Rentenbeziehende von Vorteil, da sie in der Regel nicht oder nur beschränkt bei einer Sanierung einbezogen werden können. In Bezug auf die Sanierungsfähigkeit sind aber noch weitere Faktoren relevant, wie beispielsweise der Anteil des überobligatorischen Guthabens
- Komplexe Sammeleinrichtungen erlauben es manchmal, die Rentenbeziehenden zu poolen. In solchen Fällen ist zu prüfen, wie die Ansprüche die Rentenbeziehenden bei einem Austritt zugeordnet werden, da der Gesetzgeber für die Beurteilung der Risikofähigkeit eine «Liquidationsperspektive» vorschreibt
Der Rentenanteil wird teilweise sehr hoch gewichtet, weil in den letzten Jahren mit Negativzinsen von bis zu -0.75% Pensionskassen mit hohen Rentenanteilen hohe Nachfinanzierungskosten auferlegt wurden. Diese Nachfinanzierung ist bei den meisten Kassen – wie auch bei der APK – erfolgt. Ein tiefer Rentenanteil ist diesbezüglich daher nur noch nachteilig, wenn man von einer zukünftigen langanhaltenden Tiefzinsphase ausgeht, welche das Ausmass der letzten Tiefzinsphase übersteigt. Sofern die Expertenbestätigung im Gschäftsbericht publiziert ist, finden sich darin in der Regel Informationen über einen allfälligen Handlungsbedarf.
Nachhaltigkeit
In den letzten Jahren haben viele Pensionskassen grosse Bestrebungen unternommen, um die Nachhaltigkeit zu verbessern und transparent anhand von Kennzahlen darüber zu informieren. Als Teil vom Geschäftsbericht oder mit separaten Nachhaltigkeitsberichten wird über die Aktivitäten informiert.
Die Klimaallianz publiziert ein Nachhaltigkeitsrating der verschiedenen Pensionskassen als Orientierungsgrösse. Die APK schneidet in den entsprechenden Ratings gut ab.
Effektive Verzinsung
Bei der Bewertung der historischen Verzinsung besteht die Gefahr, dass ausserordentliche einmalige Verzinsungen zu hoch gewichtet werden. Aus Sicht der Versicherten spricht der Zinseszinseffekt für eine möglichst hohe und gleichzeitig stabile Verzinsung.
Verzinsung | Jahr | Verzinsung seit Beginn | ||
X+1 | X+2 | X+3 | ||
Pensionskasse A | 1 % | 1 % | 4 % | 6.09 % |
Pensionskasse B | 2 % | 2 % | 2 % | 6.12 % |
Kurzfristig kann die Verzinsungspolitik durchaus von Relevanz sein, vor allem für Versicherte mit hohen Altersguthaben kurz vor der Pension. In Bezug auf die lange Frist sind allerdings die (zukünftigen) Vermögenserträge relevanter für die Entscheidung.
Bei Vergleichen der Verzinsung werden teilweise weitere Gutschriften – wie beispielsweise die APK-Gutschriften – nicht berücksichtigt. Bei Kassen, welche Ausgleichsmassnahmen beispielsweise bei Umwandlungssatzsenkungen gemachten haben, haben solche Gutschriften in der Vergangenheit teilweise einen wesentlichen Teil der jährlichen Gutschriften auf dem Sparguthaben ausgemacht.
Nützliche Links
- Klimaallianz Nachhaltigkeitsrating: https://www.klima-allianz.ch/klima-rating/
- Fachrichtlinie 7 der SKPE: www.skpe.ch
- Drehtürprinzip: https://inter-pension.ch/drehtuerprinzip/
In Kürze
- Beurteilen Sie Vermögenserträge immer unter einer Risiko-/Rendite-Perspektive
- Pensionskassen mit hohem Deckungsgrad können tendenziell höher verzinsen
- Lassen Sie sich durch weitere Kriterien nicht beirren, da diese selten eindeutig sind